Für Unternehmenslenkende sind Mitarbeitergespräche mehr als eine Pflichtübung. Sie sind ein zentrales Instrument der Führung – zur Reflexion, Weiterentwicklung und Beziehungspflege. Ob Jahresgespräch, Feedbackrunde oder Entwicklungsgespräch: Die Art und Weise, wie diese Gespräche geführt werden, wirkt sich unmittelbar auf Motivation, Bindung und Leistung von Mitarbeitenden aus.
Damit ein Mitarbeitergespräch wirksam und konstruktiv verläuft, braucht es mehr als eine Agenda und einen Termin. Entscheidend sind Haltung, Vorbereitung und kommunikative Kompetenz der Führungskraft

Erfolgsfaktoren für Mitarbeitergespräche

  1. Klare Zielsetzung des Gesprächs
    Formulieren Sie eine konkrete Zielsetzung – etwa Feedback zur Leistung, Reflexion oder Entwicklungsperspektiven. Teilen Sie diese im Vorfeld mit, damit sich beide Seiten vorbereiten können.
  2. Gute Vorbereitung beider Seiten
    Nutzen Sie Beispiele, KPIs und Beobachtungen, um das Gespräch zu fundieren. Geben Sie der Mitarbeiterperson ausreichend Vorbereitungszeit.
  3. Gesprächsatmosphäre aktiv gestalten
    Sorgen Sie für eine ungestörte, wertschätzende Umgebung. Aktives Zuhören und echtes Interesse schaffen Vertrauen.
  4. Struktur und Orientierung geben
    Verwenden Sie eine flexible Struktur: Rückblick – aktueller Stand – Ausblick. Leitfäden können Orientierung geben, sollten aber kein starres Korsett sein.
  5. Feedback konstruktiv geben und empfangen
    Nutzen Sie Ich-Botschaften, seien Sie konkret und respektvoll. Bitten Sie auch aktiv um Feedback zu Ihrem eigenen Führungsverhalten.
  6. Entwicklung fördern, Potenziale sichtbar machen
    Identifizieren Sie Potenziale und vereinbaren Sie konkrete Entwicklungsschritte. Nutzen Sie Angebote wie Coaching, Trainings oder Mentoring.
  7. Vereinbarungen dokumentieren
    Protokollieren Sie die besprochenen Punkte. So schaffen Sie Verbindlichkeit und eine gute Grundlage für Folgegespräche.

Erkenntnisse aus Kienbaum-Studie

Eine Kienbaum-Studie aus dem Jahr 2023 zeigt deutlich, worauf es Mitarbeitenden und Führungskräften in Mitarbeitergesprächen ankommt. Besonders wichtig ist dabei ein wertschätzender Umgangston und eine konstruktive Rückmeldung sowohl zur Leistung als auch zum Verhalten. Mitarbeitende wünschen sich konkrete Beispiele und nachvollziehbares Feedback. Gleichzeitig wird der Wunsch nach flexibleren Formaten laut: Klassische, einmal jährlich stattfindende Gespräche werden zunehmend durch anlassbezogene Check-ins ersetzt, die sich besser in den Arbeitsalltag integrieren lassen.

Zudem rückt die Bedeutung von Soft Skills stärker in den Vordergrund. Aspekte wie Teamverhalten, Kommunikationsfähigkeit und Konfliktlösungskompetenz gewinnen gegenüber rein quantitativen Leistungskriterien an Relevanz. Auch ein mehrperspektivisches Feedback wird zunehmend gewünscht: Rückmeldungen von Kolleg:innen und Teammitgliedern ergänzen die Sicht der direkten Führungskraft und tragen zu einer faireren Beurteilung bei. Digitale Tools wie Protokollvorlagen oder Softwarelösungen zur Gesprächsstrukturierung unterstützen die Gesprächsqualität – ersetzen aber keinesfalls die persönliche Haltung und die kommunikative Kompetenz der Führungskraft.

Empfehlungen für die Praxis

Für die praktische Umsetzung ergeben sich aus diesen Erkenntnissen klare Handlungsempfehlungen: Statt ausschließlich auf das Jahresgespräch zu setzen, sollten Führungskräfte zusätzlich anlassbezogene Kurzformate etablieren – beispielsweise nach Projektabschlüssen oder in regelmäßigen Teamrunden. Inhaltlich empfiehlt sich eine ausgewogene Betrachtung von Zielerreichung und Verhalten, wobei insbesondere das „Wie“ der Leistung in den Fokus rücken sollte.

Führungskompetenzen lassen sich gezielt durch Coaching oder Feedbacktrainings stärken, um mehr Sicherheit und Wirksamkeit in der Gesprächsführung zu entwickeln. Die HR-Abteilung kann hierbei eine unterstützende Rolle einnehmen, indem sie standardisierte Tools, Templates und Vorlagen bereitstellt. Wichtig ist auch der kulturelle Wandel: Mitarbeitergespräche sollten nicht als formaler Pflichttermin verstanden werden, sondern als integraler Bestandteil einer gelebten Feedbackkultur. Dies setzt eine aktive Beteiligung aller Ebenen voraus – idealerweise auch mit klarer Unterstützung durch das Top-Management.

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